Wenn ein lieber Mensch stirbt, ist es für jeden von uns eine schwere Herausforderung, den Schmerz anzunehmen und das emotionale Tief zu überwinden. Vor allem für Kinder ist die Zeit der Trauer eine Zeit, in der sie Halt benötigen und mit viel Feingefühl geleitet und unterstützt werden müssen. Die Schwierigkeit dabei ist, dass jedes Kind anders versucht mit der Situation und dem Schmerz umzugehen. Als Bestatter werden wir oft mit Fragen rund um das Thema Tod / Trauerarbeit mit Kindern konfrontiert. Einige Fragen haben wir zusammengestellt und aus bestem Gewissen und unseren Erfahrungen versucht zu beantworten.
- Soll man mit Kindern über den Tod sprechen?
- Wie gehe ich mit der Frage um, ob der Papa / die Mama wieder zurückkommt?
- Ich habe den Eindruck, dass mein Kind nicht sonderlich leidet, dass sein Vater / seine Mutter gestorben ist. Stimmt mit meinem Kind etwas nicht?
- Sollen Kinder beim Begräbnis dabei sein?
- Was brauchen trauernde Kinder?
Soll man mit Kindern über den Tod sprechen?
Für Kinder ist der Tod eines geliebten Menschen genauso schmerzhaft wie für uns Erwachsene. Dennoch ist es wichtig mit Kindern offen und ehrlich umzugehen und sie über den Tod aufzuklären. Dabei sollte man dem Alter des Kindes entsprechende Begrifflichkeiten verwenden und auf den Kenntnisstand des Kindes eingehen. Wichtig ist, dass man bei der Wahrheit bleibt und dem Kind vermittelt, was der Tod bedeutet, um Missverständnisse zu vermeiden.
Ausdrucksweisen, die zu Unklarheiten oder falschen Hoffnungen führen können, sind „Papa ist eingeschlafen,“ „Wir haben Opa verloren“, „Oma ist von uns gegangen“, „Papa ist auf einer langen Reise“, „Mama wohnt jetzt im Himmel“. Neben Verwirrung und falschen Hoffnungen kann das leicht auch zu Wut auf den Verstorbenen führen. Schließlich könnte Papa von der Reise wieder zurückkommen, wenn er wollte.
Man kann ihnen den Schmerz nicht nehmen, aber man kann ihnen Kraft geben und sie bei der Trauerbearbeitung unterstützen. Wichtig ist, dass man den Kindern zuhört und auf ihre Gefühle und ihr Tempo eingeht.
Wie gehe ich mit der Frage eines Kindes, ob der Papa / die Mama wieder zurückkommt, um?
Kinder sind keine „kleinen Erwachsenen“, sie haben andere Bedürfnisse als wir und auch ein anderes Verständnis. Mit der Endgültigkeit des Todes können Kinder bis etwa 5 Jahren nichts anfangen. Kinder nehmen im Allgemeinen Erklärungen auch wörtlich. Demnach verstehen sie die Bedeutung von Sätzen wie „Papa ist eingeschlafen“ oder „Mama schaut von einer Wolke auf dich“ nicht. Derartige Erklärungen können den Trauerprozess blockieren und ungewünschte Reaktionen, wie z.B. Angst vor dem Einschlafen, hervorrufen.
Unabhängig vom Alter sollte mit Kindern offen, ehrlich, aber behutsam über den Tod und die damit verbundenen Gefühle gesprochen werden. Kinder erfahren dadurch, dass die Eltern nicht wiederkommen und dass der Tod früher oder später alle Lebewesen trifft und sie mit ihren Gefühlen und Fragen nicht alleine sind.
Ich habe den Eindruck, dass mein Kind nicht sonderlich leidet, dass sein Vater / seine Mutter gestorben ist. Stimmt mit meinem Kind etwas nicht?
Kinder reagieren auf einen Verlust oft andere als Erwachsene. Es gibt keine allgemein gültige Verhaltensform bei Trauer. Für Kinder ist der Tod eines Elternteils besonders schmerzhaft und um den Schmerz irgendwie verkraften zu können, reagiert auch jedes Kind – auch wenn es nach außen hin nicht sichtbar ist. Wichtig ist, dass das Kind spürt, dass es auf seine Art trauern darf.
Sollen Kinder beim Begräbnis dabei sein?
Viele Eltern stehen vor der Frage, ob Kinder beim Begräbnis dabei sein sollen. Darauf gibt es leider keine allgemein gültige Antwort, denn es hängt vom Kind ab. Wichtig ist aus unserer Sicht vor allem, dass ein Kind nicht gegen seinen Willen am Begräbnis teilnehmen sollte und dass es vor einer Teilnahme darauf vorbereitet wird.
Kinder können in die Trauerfeier auch eingebunden werden. Beispielsweise den Grabschmuck aussuchen, ein Abschiedsgeschenk als Grabbeigabe basteln, Gedichte oder Texte vorbereiten. Das Begräbnis bietet die Möglichkeit, gemeinsam Abschied zu nehmen.
Zudem sollte sich ein vertrauter Erwachsener, der selbst nicht zu sehr mit der eigenen Trauer beschäftigt ist, während des gesamten Begräbnisses um das Kind kümmern. Das Kind sollte begleitet werden, bei Fragen sollte der Erwachsene zur Seite stehen und gegebenenfalls mit dem Kind auch von der Trauerfeierlichkeit weggehen können. Die gesamte Situation und Umgebung sind für Kinder meist fremd – schwarze Kleidung, traurige Musik, weinende Menschen und eine zutiefst gedrückte Stimmung.
Was brauchen trauernde Kinder?
Trauernde Kinder brauchen vertraute Menschen, mit denen sie reden können und die zuhören. Wichtig ist es auf die Gefühle, Bedürfnisse und Fragen des Kindes ehrlich einzugehen. Man kann Kinder nicht vom Schmerz befreien, doch man kann ihnen helfen die Trauer zu akzeptieren und über den Schmerz hinwegzukommen. Sie sollten nicht von den übrigen trauernden Verwandten abgeschottet werden, sondern mitbekommen, dass sie mit ihren Gefühlen nicht alleine sind. Was sie vor allem aber auch benötigen, sind Zeit und Rückzugsorte, um an den Verstorbenen denken zu können. Kindern hilft es oft auch, durch eigene kindgemäße Ausdrucksformen, wie Malen, freies Spielen, Singen, Tanzen oder Rollenspiele ihre Gefühle zu verarbeiten.
Als Bestattungsunternehmen und Trauerbegleiter stehen wir auch gerne bei Fragen mit Rat zur Seite und können auch eine Vielzahl an Büchern rund um das Thema „Trauer mit Kindern“ empfehlen. Das Wichtigste ist aus unserer Sicht, individuell auf das Kind und die Gegebenheiten offen und ehrlich einzugehen.